Stromlücke – die Politik kämpft auf Nebenschauplätzen

    Die Schweiz hat das Stromproblem nach wie vor nicht gelöst. Wind- und Sonnenenergie sind zu wenig zuverlässig. Nur neue Kernkraftwerke garantieren, dass wir auch im Winter genug Strom haben.

    Ein Gespenst geht um in der Schweiz, das Gespenst des Stormmangels. Wir alle erinnern uns noch an den letzten Winter, als es hiess, der Strom gehe aus, ja, wir müssten sogar Brennholz- und Kerzenvorräte anlegen. Aufgrund der mangelnden Stromproduktion sprach man von Netzabschaltungen, Notkraftwerken und Notfallplänen.

    Glücklicherweise sind wird haarscharf an einer solchen Strommangellage vorbeigeschrammt. Doch das Problem wurde seitdem nicht gelöst. Die Politik scheint die Dringlichkeit der Lage noch immer nicht erkannt zu haben. Unterdessen müssen wir rund 5 Terrawattstunden importieren, damit wird die Stromversorgung im Winter zur Zitterpartie. Die Situation verschärft sich nun auch durch das Ja zum Klimagesetz. Damit haben wir jetzt zwar verbindliche CO2-Ziele, unklar ist aber, wie der höhere Bedarf nach Strom sichergestellt werden kann.

    Achtung, Flatterstrom
    Zwar hat Bundesbern in den letzten Monaten einige Gesetze verabschiedet, die in die richtige Richtung gehen. So etwa den Energie-Mantelerlass, der den Bau von erneuerbaren Energien beschleunigen soll. Doch solche kleinen Schritte reichen nicht aus. Es sind vielmehr grössere Würfe gefragt.
    Denn das Problem ist, dass ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien wie Sonne und Wind nicht ausreicht, da diese Energieträger im Winter nur begrenzt zur Verfügung stehen. Es ist deshalb wichtig, dass wir endlich wieder zuverlässige Stromquellen ausbauen, die die nötige Bandenergie liefern. Doch stattdessen verschanzt sich die Mehrheit der Politiker in ihren ideologischen Gräben. Statt über zuverlässige Energieträger zu sprechen, debattiert das Parlament über eine Solarpflicht auf Parkplatzdächern. Das sind Nebenschauplätze, bedenkt man, dass der Flatterstrom unsere Winterstromproblematik eben nicht lösen kann.

    Regulierungen abbauen
    Was ist zu tun? Es ist an der Zeit, dass wir die strengen Auflagen für den Ausbau von Wasserkraftwerken lockern und das gesetzliche Technologieverbot für die Kernenergie aufheben. Die ganze Welt baut neue Kernkraftwerke – weil man erkannt hat, dass eine möglichst klimaschonende und sichere Energieversorgung ohne die Kernkraft nicht möglich ist.
    Doch in der Schweiz wird genörgelt und gemeckert. Kernkraftwerke seien nicht rentabel und der Bau würde zu lange dauern, heisst es. Weshalb dies so ist, fragt niemand. Dabei ist die Antwort einfach: Es liegt vor allem an den Auflagen und am mangelnden politischen Willen. In den letzten Jahren wurden die Rahmenbedingungen so weit verschärft, dass es sich aus ökonomischer Sicht kaum lohnt, in ein Kernkraftwerk zu investieren. Doch das ist ein hausgemachtes Problem. In fast allen Staaten wird nämlich kräftig in die moderne Kernenergie investiert – ein sicheres und modernes Geschäft.

    Die Schweiz muss deshalb endlich wieder vernünftige Rahmenbedingungen für die Kernenergie schaffen. Hierzu muss das unsägliche Kernenergieverbot gekippt werden. Technologieverbote haben in einer aufgeklärten, auf Wissenschaft und Innovation setzenden Gesellschaft nichts zu suchen. Zudem müssen die bürokratischen Verfahren beschleunigt werden. Es muss möglich sein, dass man die aktuellen Kernkraftwerke rasch mit modernen und sicheren Reaktoren ausbauen kann. Ausserdem gibt es inzwischen auch kleinere Kernkraftwerke neuster Generation. Sie könnten ebenfalls zum Einsatz kommen, ohne eine megalomanische Planungsschlacht.

    Fazit: Aufgrund der drohenden Winterstromlücke müssen wir uns also auch im kommenden Winter auf eine Strommangellage gefasst machen. Die Politik hat zwar kleinere Schritte unternommen, um die erneuerbaren Energien auszubauen, aber das reicht bei weitem nicht. Wind- und Sonnenenergie sind zu wenig zuverlässig und wetterabhängig. Der grosse schnarchende Elefant im Raum ist und bleibt die Kernenergie. Die Faktenlage ist klar: Solange keine neuen Kernkraftwerke gebaut werden, haben wir auch keine sichere Stromversorgung.


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