Umwelt-Effizienz: stetige Verbesserung

    Umweltschutz ist keine Frage des ja oder nein. Er ist eine kontinuierliche Anstrengung. Deshalb ist er nur im Zeitverlauf zu beurteilen: Wie effizient ist die Schweiz im Umgang mit der Umwelt?

    Effizienz ist dabei das Verhältnis von Output zum Input. Im Normalfall wird sie so gemessen: Die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung, das Bruttoinlandprodukt BIP, wird in Verhältnis zum, beispielsweise, Trinkwasserverbrauch gesetzt. Alternativ kann sie auch umgekehrt, als Verhältnis zweier Inputs gemessen werden. Etwa wenn man den gesamten Trinkwasserverbrauch durch die ständige Wohnbevölkerung teilt.

    Wichtig ist: Diese Ergebnisse sind nur im Zeitverlauf aussagekräftig. Wenn diese Verhältnisse kleiner werden, spricht man von Effizienzgewinn. Wenn sie grösser werden, ist die Rede von Effizienzverlust. Wenn also die Schweiz pro Franken Wertschöpfung im Jahr 2010 zehn Liter Wasser brauchte und im Jahr 2020 nur noch 8 einsetzte, ist das ein Effizienzgewinn von zwanzig Prozent.

    Jedes Jahr publiziert das Bundesamt für Statistik die Taschenstatistik Umwelt. In dem kleinen, handlichen und einfachen Bericht stellt es die wichtigsten Zahlen zur Effizienz zusammen. Das Urteil für die Schweiz ist bei allen Umweltgütern das Gleiche: Effizienzgewinne überall. Dabei wird in der Taschenstatistik 2022 die sehr lange Zeitreihe zwischen den Jahren 1990 und 2020 (neueste Datenlage) ausgewertet. Hier sind die wichtigsten Ergebnisse aus den Kategorien Trinkwasser, Energie, Material, Siedlungsabfälle und Treibhausgase.

    Henrique Schneider

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    Trinkwasser

    (Quellen: SVGW; BFS – VGR, ESPOP/STATPOP / Bild: © BFS 2022 )

    Der Trinkwasserverbrauch ist seit 1990 effizienter geworden – die Bedürfnisse einer wachsenden Wirtschaft konnten mit weniger Wassereinsatz gedeckt werden. Konkret hat sich die Trinkwassereffizient beinahe verdoppelt. Ihr Indexwert betrug im Jahr 1990 noch 100 und stieg bis 2020 auf etwa 190. 

    Die Indextechnik ist besonders beliebt bei Statistikern. Sie nimmt die Messeinheiten weg und kehrt das Effizienz-Verhältnis in eine absolute Zahl um. Damit wird die Aussage vermeintlich intuitiver. Doch die Zahlen und Messeinheiten sprechen auch eine deutliche Sprache. Der Pro-Kopf-Bedarf an Trinkwasser ist zurückgegangen: 1990 betrug der Tagesverbrauch 472 Liter pro Person, 2020 waren es noch 297 Liter.

    (Quelle: BFS – Umweltgesamtrechnung, VGR, ESPOP/STATPOP / Bild: © BFS 2022)

    Material
    Der inländische Rohstoffverbrauch (RMC) oder Material-Fussabdruck der Schweiz betrug im Jahr 2020 rund 16 Tonnen pro Person und lag damit unterhalb des Niveaus von 2000 mit etwa 18 Tonnen.

    Das Bruttoinlandprodukt hingegen hat seit 2000 stärker zugenommen als der Rohstoffverbrauch. Demzufolge wurde 2020 pro eingesetzte Materialmenge eine höhere Wertschöpfung erzielt als im Jahr 2000. Der Effizienz-Gewinn lag hier über das 1,4-fache.

    (Quellen: BFE – Gesamtenergiestatistik; BFS – VGR, ESPOP/STATPOP / Bild: © BFS 2022)

    Energie
    Das gleiche Bild steigender Effizienz ergibt sich bei der Energie. Seit 1990 ist sowohl das Bruttoinlandprodukt wie auch die Wohnbevölkerung stärker gewachsen als der Bruttoenergieverbrauch: 2020 musste also weniger Energie eingesetzt werden, um einen Franken zu erwirtschaften, und pro Person wurde weniger Energie verbraucht als im Jahr 1990.

    Die Energieeffizienz ist seit 1990 um das 1,6-fache gestiegen. Das ist ein grosser Effizienzgewinn. Der Verbrauch pro Kopf ist um mehr als 20 Prozent gesunken. Diese Gewinne nahmen in den letzten zehn Jahren besonders zu.

    (Quelle: BFS – Umweltgesamtrechnung, VGR, ESPOP/STATPOP / Bild: © BFS 2022)

    Treibhausgase
    Die Treibhausgaseffizienz entspricht dem Verhältnis zwischen der inländischen Endnachfrage und dem Treibhausgas-Fussabdruck. Bei der inländischen Endnachfrage handelt es sich um die Summe der Konsumausgaben der privaten Haushalte und des Staates sowie der Bruttoinvestitionen und der Vorratsveränderungen. Im Übrigen: Diese Zeitreihe beginnt im Jahr 2000, was die Ergebnisse besser macht. Da diese seit 2000 anstieg, während der Treibhausgas-Fussabdruck konstant blieb, führt dies zu einer Zunahme der Treibhausgaseffizienz. Auch die Wohnbevölkerung ist in dieser Zeitspanne gewachsen, sodass der Treibhausgas-Fussabdruck pro Person zurückgegangen ist. 2020 belief sich dieser auf 11,9 Tonnen CO2-Äquivalente.

    In der Periode ist die Treibhausgaseffizienz der Schweiz um das 1,5-fache gestiegen. Die pro-Kopf Emissionen sind um fast 30 Prozent zurückgegangen.

    (Quelle: BAFU; BFS – VGR, ESPOP/STATPOP / Bild: © BFS 2022)

    Siedlungsabfälle
    Die Siedlungsabfälle ist der einzige Bereich, in dem die Bilanz bestenfalls bescheiden ausfällt. Die Zunahme der Siedlungsabfälle seit 1990 folgt in etwa dem Verlauf des Bruttoinlandprodukts: Pro erwirtschafteten Franken wurde 2020 ungefähr dieselbe Abfallmenge wie 1990 verursacht. Die Effizienz-Gewinne über die gesamte Zeit betragen kaum 15 Prozent.

    Hingegen haben die Siedlungsabfälle stärker zugenommen als die Wohnbevölkerung: 2020 fielen 704 Kilogramm Siedlungsabfälle pro Person an, das sind knapp 100 Kilogramm mehr als im Jahr 1990. Hier wurden also Effizienz-Verluste umgesetzt. Konkret: Wir produzieren mehr Abfall pro Person.

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    Fazit: Weiter so

    Diese Zahlen sind eine Ansage an die Panikmache der Klimakleber, des Klimastreiks und anderer radikalen und teilweise gewaltbereiten Organisationen. Sie sind auch eine Ansage an Forderungen nach Lockerungen. Ihre Botschaft ist: Auf dem langwierigen Weg der Effizienzsteigerung ist die Schweiz gut unterwegs. Aber sie muss unterwegs bleiben, sonst verliert sie.

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