Kehrtwende für Haie in Aussicht, Rentiere fast aussichtslos

    Gewinner und Verlierer 2022: Für Rentiere, Breitmaulnashörner, Kaiserpinguine und Feldhasen war 2022 kein gutes Jahr. In der WWF-Jahresbilanz gibt es aber auch gute Nachrichten von Tigern, Spix-Aras, Bartgeiern oder Buckelwalen beispielsweise.

    Verlierer 2022

    (Bild: © WWF / Marcus Westberg) Rentiere werden besonders von der Klimakrise und Wilderei bedroht.

    Rentier: Der Bestand der weltweit grössten Population von wildlebenden Rentieren ist von 417’000 im Jahr 2014 auf 250’000 Tiere eingebrochen. Im Jahr 2000 bestand die Population, die in der Taimyr-Region in der russischen Arktis beheimatet ist, noch aus einer Million Tiere. Besonders die Klimakrise und Wilderei bedrohen Rudolfs wilde Verwandte.

    Schwebfliege: Mehr als ein Drittel aller Schwebfliegenarten in Europa (314 von 890 Arten) sind laut der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) durch Landnutzungswandel, Pestizideinsatz und Klimakrise bedroht. Ein schwerwiegender Verlust: Schwebfliegen sind die zweitwichtigsten Bestäuber und helfen bei der Kontrolle von Blattläusen.

    Breitmaulnashorn: Nashörner leben schon seit über 50 Millionen Jahren auf unserem Planeten und haben Eiszeiten überlebt. Für ihr Horn werden die Kolosse brutal verfolgt und gewildert. In den vergangenen neun Jahren sind die Bestände von Breitmaulnashörnern in Afrika durch Wilderei von 20’600 auf knapp 16’000 gefallen.

    Kaiserpinguin: Ein schlechtes Jahr für den Kaiserpinguin. Im Sommer verpasste es die Antarktis-Konferenz die grösste Pinguinart als besonders geschützte Art auszuweisen. Im Oktober verhinderten erneut zwei Staaten die geplante Ausweisung von Meeresschutzgebieten im Südpolarmeer. Im November endete auch die UN-Klimakonferenz enttäuschend. Bei den derzeitigen CO2-Emissionen drohen zwischen 80 – 100 Prozent aller bekannten Kaiserpinguin-Kolonien bis 2100 zu verschwinden.

    Stör: Die Fische der Oder gehörten zu den grossen Verlierern. Die menschengemachte Vergiftung führte zu kilometerlangen Todeszonen, unzählige Tiere verendeten. Die Katastrophe war auch ein herber Rückschlag für die Wiederansiedlung des Baltischen Störs in der Oder. Tausende Jungfische verendeten. Mehr schlechte Nachrichten zu den Störartigen kamen von der IUCN: Seit diesem Jahr gelten der Schwertstör weltweit, der Jangtse-Stör in freier Wildbahn und der Glattdick in der EU als ausgestorben.

    (Bild: © WWF / Wild Wonders of Europe / Igor Shpilenok) Die intensivierte Landwirtschaft, Krankheiten, natürliche Feinde und die Klimakrise setzten dem Feldhasen zu.

    Feldhase in der Schweiz: Vor 50 Jahren war der Feldhase in der Schweizer Landschaft oft zu beobachten. Seit den 1960er Jahren hat der Bestand stark abgenommen. Von 1990 bis 2020 nahm die Dichte pro 100 Hektaren von 4,5 auf ca. 2,5 Feldhasen ab. Ein wichtiger Grund dafür ist die intensivere Landwirtschaft, insbesondere der massive Einsatz von Dünger und Pestiziden sowie der intensive Maschineneinsatz. Doch auch Krankheiten, natürliche Feinde und die Klimakrise setzen dem Feldhasen zu.

    Gewinner 2022

    Tiger: Im chinesischen Kalender war 2022 das Jahr des Tigers. Aktuellen Zählungen zufolge gab es seit dem letzten Tigerjahr 2010 einen Zuwachs von 50 Prozent auf nunmehr 4500 bis 5000 Tiger. Besonders erfreulich sind die Zahlen in Nepal: Dort leben wieder 355 Tiere der bedrohten Grosskatzen – fast dreimal mehr als 2009 geschätzt wurden.

    (Bild: © WWF / Imago) Der Spix-Ara feierte 2022 sein Comeback.

    Spix-Ara: Das Comeback des Jahres feierten die Spix-Aras in ihrer brasilianischen Heimat. Nach mehr als 20-jähriger Abwesenheit wurden 2022 insgesamt 20 der kleinen, blauen Papageien in ihren natürlichen Lebensraum ausgewildert, viele weitere sollen folgen. Die Neulinge werden von heimischen Rotrückenaras begleitet, die ihnen helfen sollen, sich in der Wildnis besser zurechtzufinden. Anfang der 2000er Jahre gab es nur noch 55 Spix-Aras in Menschenobhut. Dank eines Nachzuchtprogrammes gibt es heute wieder etwa 290 Tiere.

    Hai- und Rochenarten: Die Weltartenschutzkonferenz CITES beschloss im November den besseren Schutz von Requiemhaien, Hammerhaien und Geigenrochen. Erlaubt ist internationaler Handel mit ihnen nur noch, wenn ihre Bestände dadurch nicht gefährdet werden. Über 90 Prozent aller international gehandelten Hai- und Rochenarten werden damit vor unreguliertem und nicht-nachhaltigem Handel geschützt. Eine wichtige Entscheidung, denn ein Drittel der Hai- und Rochenarten ist vor allem durch Überfischung bedroht.

    Banteng in Thailand: Bantengs sind stark gefährdet und kommen in Südostasien nur noch in kleinen, verstreuten Beständen vor. In den 1970ern wurden die Wildrinder auch im Mae Wong Nationalpark in Thailand ausgerottet. WWF-Mitarbeiter/innen konnten nun nachweisen, dass die Bantengs dorthin zurückgekehrt sind und sich sogar fortpflanzen.

    Buckelwal: Die Buckelwale in Australien konnten 2022 von der dortigen Liste der bedrohten Arten gestrichen werden. Ihre Zahl ist in australischen Gewässern von ehemals 1500 auf wieder 40’000 bis 65’000 gestiegen. Dennoch bleiben akute Gefahren wie Fischerei, Schifffahrt und Umweltverschmutzung bestehen. Schutz ist daher nach wie vor dringend nötig.

    (Bild: © WWF / Martin Harvey) Gutes Jahr für den Bartgeier: Die Population in der Schweiz liegt heute bei ca. 250 Vögel.

    Bartgeier: Auch 2022 war für den Bartgeier ein gutes Jahr im Alpenraum – in der Schweiz ganz besonders. 2022 sind in der Schweiz 21 junge Bartgeier ausgeflogen, alpenweit waren es 49. Die ersten Bruten in der Schweiz erfolgten im Jahr 2007. Seither ziehen freilebende Bartgeier jährlich Jungtiere in freier Wildbahn auf. In der Schweiz wächst die Population besonders schnell. Bisher sind hierzulande insgesamt 138 junge Bartgeier aus 26 Territorien ausgeflogen. Seit der Wiederansiedlung 1991 mit drei Jungvögeln ist die Bartgeier Population bis heute auf ca. 250 Vögel in der Schweiz gestiegen.

    pd

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