Ein kleiner Hoffnungsschimmer

    In den letzten Jahrzehnten hat die Grauammer wegen der intensiven Landwirtschaft einen dramatischen Bestandseinbruch erlitten und kann sich nur noch in ökologisch stark aufgewerteten Lebensräumen halten. Dieses Jahr aber wurden so viele Grauammern beobachtet, wie schon lange nicht mehr.

    (Bild: © Marcel Burkhardt) Die Grauammer bewohnt extensive Landwirtschaftsgebiete und sitzt dort gerne exponiert auf Büschen. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft findet sie kaum mehr geeignete Lebensräume und gilt mittlerweile als «vom Aussterben bedroht».

    Einst war die Grauammer ein regelmässiger Brutvogel in offenen Acker- und Gemüseanbaugebieten. Mittlerweile ist sie durch die Intensivierung der Landwirtschaft aber praktisch verschwunden. Nach einem dramatischen Bestandseinbruch von rund 60% schon nur in den letzten 10 Jahren bevölkern kaum mehr hundert Paare unser Land! In der neuen Roten Liste der Brutvögel gilt sie deshalb als «vom Aussterben bedroht». 

    Zum Überleben ist sie auf qualitativ hochwertige Biodiversitätsförderflächen angewiesen, insbesondere grosse Buntbrachen oder extensive Wiesen, in denen es Strukturen wie Hecken oder Einzelbäume gibt. Sie kommt deshalb in der Schweiz nur noch dort vor, wo ihr stark unter die Flügel gegriffen wird: Rund drei Viertel des Bestands konzentrieren sich heute auf drei ökologisch grossflächig aufgewertete Landwirtschaftsgebiete. Es sind dies die Champagne genevoise und der Schaffhauser Klettgau, wo sich die Schweizerische Vogelwarte seit Jahrzehnten engagiert, und das Grosse Moos in den Kantonen Bern und Freiburg, wo sich BirdLife Schweiz für die Förderung der Art einsetzt.

    In diesem Jahr nun erhielt die Vogelwarte so viele Meldungen von Grauammern während der Brutzeit wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Dies dürfte zwar zu einem grossen Teil auf einen aussergewöhnlichen Einflug aus anderen Regionen Europas zurückzuführen sein, dennoch ist dies ein kleiner Hoffnungsschimmer. 

    So haben beispielsweise im luzernischen Wauwilermoos mindestens drei Paare erfolgreich in Flächen gebrütet, welche die Vogelwarte gemeinsam mit lokalen Landwirten ökologisch aufwertet. Zuletzt gab es im Wauwilermoos vor fast 10 Jahren eine erfolgreiche Brut. Dass die Grauammern dieses Jahr Junge aufziehen konnten, lag unter anderem an der späten Mahd, wodurch die Nester verschont wurden. Um das längerfristige Überleben der Grauammer in der Schweiz zu sichern, braucht es aber mehr strukturreiche und ungestörte Flächen wie Buntbrachen. So wird die ökologische Aufwertung von Landwirtschaftsgebieten zum Erfolg – für die Grauammer und die Biodiversität insgesamt.

    pd


    Die Grauammer

    Trotz ihres schlichten Federkleids ist die Grauammer ein auffälliger Vogel, zumindest zur Brutzeit. Von einer Busch- oder Baumspitze lässt das Männchen unablässig seinen charakteristischen metallisch-knirschenden Gesang ertönen. Der ursprüngliche Steppenvogel bewohnt bei uns weite, offene und abwechslungsreiche Kulturlandschaften.

    Weitere Informationen:
    www.vogelwarte.ch/grauammer

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